Gesundheit

Wie gefährlich ist’s im Wald?

Unser heimischer Wald ist für Waldbesucher/innen ziemlich ungefährlich. Es gibt so gut wie keine Gifttiere. Viele sehr gefährliche, durch Insekten übertragene Krankheiten sind weitgehend verschwunden. Die meist unbegründet Schrecken verbreitenden Großraubtiere Bär, Wolf und Luchs wurden ausgerottet. Es bleiben noch ein paar wenige Gefahrenquellen, die jedoch bei angemessenem Verhalten kaum ein Gesundheitsrisiko für Waldbesucher darstellen. Im folgenden werden waldtypische Gefahrenquellen aufgelistet, auch als Handreichung zur Elterninformation bei Aufenthalten von Kindergärten und Schulklassen im Wald.

Allgemeines Verhalten

• Das Betreten des Waldes abseits von Wegen ist grundsätzlich erlaubt, erfolgt jedoch auf eigene Gefahr. Herabstürzende Äste kann es auch auf Wegen immer geben. Bei starkem Wind, Eisbehang an den Bäumen oder hoher Schneeauflage sollte der Wald nicht betreten werden.
• Brennnesseln, Dornen und auch kleinere Kratzer sind im Wald normal. Nehmen Sie mit Gruppen immer Verbandszeug mit, eine kleine Auffrischung in Erster Hilfe schadet nie.
• Im Wald gelagertes Holz (sogenannte Polter) darf nicht bestiegen werden. Es lauern dabei oft heimtückische Gefahren.
• Absperrungen sind unbedingt zu beachten! Bei Nichtbeachtung droht absolute Lebensgefahr. Die Länge eines fallendes Baumes kann von Laien nicht vorhergesagt werden.
• Kinder sollten keine Pilze, Beeren, Waldfrüchte oder Kräuter essen. Es gibt auch in unseren Wäldern giftige Pflanzen, die sehr appetitlich aussehen.

Insektenstiche

Insektenstiche durch Bienen, Wespen, Stechmücken, Bremsen oder auch durch Hornissen dürfen nicht unterschätzt werden. Die Gifte der Insekten können je nach Allergieverhalten der einzelnen Person zu Atemnot, Kreislaufschwierigkeiten und Herzversagen führen. Wenn den Kindern allergische Reaktionen bekannt sind, sollte nachgefragt werden, ob sie ständig mitzuführende Gegenmittel erhalten haben. Die beste Vorsorge ist, um bekannte Bienenstöcke, Wespen- und Hornissennester einen Bogen zu machen, bei fliegenden Wespen Ruhe zu bewahren und die Tiere nicht zu reizen. Stechmücken stehen außerdem im Verdacht, Borrelien zu übertragen.

Hantaviren

Die meisten Hantavirus-Erkrankungen werden aus Regionen mit Buchenwäldern gemeldet. Buchenwälder sind der bevorzugte Lebensraum der Rötelmaus (Myodes glareolus) und auch der Wühlmaus. Die Hantaviren werden von den Mäusen mit Kot und Urin ausgeschieden und können auch in den eingetrockneten Ausscheidungen über Tage und sogar Wochen ansteckend bleiben. Wenn erregerhaltiger Staub aufgewirbelt und eingeatmet wird, können die Hantaviren über die Schleimhäute den Weg in den Körper finden und es kann zu einer Ansteckung kommen.

Nach bisherigen Erkenntnissen besteht ein besonderes Ansteckungsrisiko bei Kontakt mit Mäusen oder deren Ausscheidungen:
• beim Aufenthalt oder bei Reinigungsarbeiten in Gartenhäuschen, Waldhütten oder Schuppen, insbesondere bei Staub erzeugenden Tätigkeiten wie Ausfegen.
• bei der Reinigung, beim Auf- oder Umräumen von Dachböden, Garagen und Kellern waldnaher Häuser.
• beim Umschichten von Holzstapeln.

Wir empfehlen deshalb bei mit Staubentwicklung verbundenen Tätigkeiten folgende vorsorglichen Schutzmaßnahmen:
• Tragen einer Feinstaubmaske der Schutzklasse FFP1 zum Mund-Nasen-Schutz; solche Feinstaubmasken erhält man beispielsweise in Baumärkten.
• Tragen von Einmalhandschuhen und einer Schutzbrille, da im Staub enthaltene Viren auch über die Augenschleimhäute in den Körper eindringen können.
• Wo möglich, Verminderung der Staubentwicklung durch Befeuchten der Oberflächen von Böden, Regalen usw.
• Mäusekadaver und Exkremente vor der Entsorgung mit handelsüblichem Desinfektionsmittel benetzen.

Eine Impfung gegen Hantavirusinfektionen gibt es nicht.

Zecken

Zecken können verschiedene Krankheiten übertragen. Daher ist die Vermeidung von Stichen wichtig:

• Sich vor Zecken schützen. Die einzelnen Entwicklungsstadien finden sich vom Boden aus bis in ca. 1 m Höhe, häufig auch im Gras. Helle Kleidung erleichtert das Erkennen und Absuchen,
• Die Kleidung und den Körper täglich mehrfach absuchen.
• Wird am Körper eine Zecke bemerkt, sollte sie unverzüglich entfernt werden, um die eventuelle Übertragung von Krankheitserregern zu unterbinden: Die Übertragungswahrscheinlichkeit ist in den ersten 24 Stunden gering.
• Zecken an Haustieren entfernen (Igel haben sehr häufig Zecken) und abtöten.
• Zeckenabwehrmittel anwenden. Dieses muss auf die Haut aufgetragen werden, nicht auf die Kleidung.

Unter http://www.zeckenwetter.de/zeckenwetter/prognose/index.php gibt es Vorhersagen zur Aktivität der Zecken.

Entfernen von Zecken

Die Zecke am besten mit einer speziellen Zeckenpinzette, -zange oder -karte (in der Apotheke oder Tierhandel erhältlich) unter mehr oder weniger starkem Zug am Kopf vom Körper entfernen. Den Hinterleib nicht zerquetschen, denn es besteht die Gefahr, dass Erreger injiziert werden. Entfernte Tiere abtöten. Das Behandeln mit Öl, Klebstoff usw. ist nicht zu empfehlen, da dies die Abgabe von Körperflüssigkeit der Zecke in den menschlichen Körper verstärken kann. Die Biss (Stich- ?) stelle anschließend gut desinfizieren. Sollten Zeckenteile in der Haut verbleiben, den Arzt aufsuchen. In allen Zweifelsfällen einen Arzt konsultieren.

Borreliose (Lyme-Krankheit)

Borreliosen kommen auf der ganzen Welt vor. Man nimmt in Deutschland 1.000 bis 10.000 Erkrankungsfälle an. Im ersten Stadium kann 2-10 Wochen nach einem Zeckenstich neben grippalen Allgemeinbeschwerden eine flächenhafte, größer werdende Hautentzündung auftreten, die in der Mitte verblasst und kürzere oder auch längere Zeit bestehen bleibt, die Wanderröte (Erythema migrans). In diesem Fall ist unbedingt ein Arzt aufzusuchen. Nach weiteren 3-6 Monaten kommt es bei vielen Menschen zu weiteren Komplikationen, die sehr ernst werden können.

Im Waldschulheim Kloster Schöntal werden alle Zecken, die gestochen haben, vom Landesgesundheitsamt kostenlos auf Borrelien untersucht. Eltern von Kindern, die positiv getestete Zecken hatten, werden informiert. Durch den sehr bewussten Umgang werden die Zecken in einem sehr frühen Zustand entfernt. Hierdurch werden Borreliosen fast unmöglich. Ca. 20 % der untersuchten Zecken tragen Borrelienerreger in sich. Eine Impfung gegen die Bakterien der Lyme-Krankheit ist nicht möglich. Es ist daher dringend anzuraten, beim Auftreten der oben geschilderten Beschwerden nach einem Zeckenstich einen Arzt aufzusuchen und auf die Möglichkeit einer FSME bzw. Borreliose hinzuweisen.

FSME Früh-Sommer-Meningo-Enzephalitis (Hirnhautentzündung)

Der Hohenlohekreis gilt, wie alle Landkreise in Baden- Württemberg, als Risikogebiet für die FSME, obwohl nur vereinzelt Fälle im Kreis gemeldet werden. Exponierten Personen wird dennoch eine Impfung unbedingt empfohlen. Die FSME ist eine durch Zeckenbiss übertragene Viruserkrankung des zentralen Nervensystems des Menschen, die sehr schwer zu behandeln ist. Beim Auftreten von entsprechenden Krankheitserscheinungen ist unbedingt sofort ein Arzt aufzusuchen.

In der Regel gibt es in Mitteleuropa zwei Aktivitätsmaxima, und zwar im Mai/Juni und abgeschwächt im September/Oktober. Alle Entwicklungsstadien, von der Larve über die Nymphe bis zum erwachsenen Tier, können das FSME-Virus weitergeben. Die Zecke selbst erkrankt nicht. Das Virus überwintert in der Zecke. Die Zecken saugen sich an Säugetieren, Reptilien sowie Vögeln fest und übertragen so das Virus. Die meisten Wirte erkranken nur ausnahmsweise. Ein infizierter Wirt bildet spezifische Antikörper gegen das FSME-Virus und ist zeitlebens immun gegen erneute Infektionen.

Ausführliche Informationen über Krankheiten rund um die Zecke finden Sie unter:
www.zecken.de/de

Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis)

Der kleine Fuchsbandwurm ist einer der kleinsten Vertreter der Bandwürmer. Er lebt als geschlechtsreifer Bandwurm in Fuchs, Katze und Hund. Infektionsquellen für den Menschen sind ausschließlich Bandwurmeier, die aus dem Kot von Fuchs, Hund oder Katze stammen. Diese erwerben die Eier durch Fressen von wildlebenden Nagetieren, v.a. Feld- und Schermäusen. Eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch, von Hund zu Hund oder von Fuchs zu Hund ist normalerweise nicht möglich.

Die Maßnahmen des persönlichen Schutzes gründen auf der Biologie von Katze, Hund und Fuchs. Alle Übertragungswege vom Tier zum Mensch sind nur Theorien, es gibt bislang keinen Nachweis hierüber:

• Regelmäßige Entwurmung von Hunden und Katzen (mindestens alle 3 Monate).
• Hunde und Katzen keine Mäuse fressen lassen.
• Bei landwirtschaftlichen Arbeiten mit starkem Staubanfall einen einfachen Nasen- und Mundschutz tragen. Dies reduziert auch die Staubbelastung der Atemwege.
• Gemüse, Salate und am Boden wachsende Früchte nur dann roh verzehren, wenn der Garten fuchs-, katzen- und hundesicher ist. Kein Fallobst essen. Bandwurmeier werden durch Erhitzung auf 60° C abgetötet, nicht aber durch Einfrieren.
• Kontakt zu erlegten Füchsen vermeiden

Tollwut

Durch sehr erfolgreiche Impfmaßnahmen ist Baden-Württemberg seit vielen Jahren tollwutfrei. Die oftmals aufgestellten Schilder sind bedeutungslos. Bei Auslandsreisen ist jedoch große Vorsicht geboten.


Dieses Infoblatt soll Ihnen keine Angst machen, sondern Ihnen eine realistische Risikoeinschätzung ermöglichen. Ich hoffe, dass mir dies gelungen ist und Sie das Naturerlebnis im Wald befreit von Ängsten genießen können.

Ulrich Oberhauser, Waldschulheim Kloster Schöntal, 2012